Funken

 

 

In jeder Paartherapie kommt man an den Punkt, an dem die Partner sehen, dass der andere nicht dazu auf der Welt ist, alle Bedürfnisse zu erfüllen. Das ist für Außenstehende offensichtlich, aber für einen selbst erst mal ein Schock. Die LIEBE und ROMANTIK sind in unserer Kultur und Vorstellung mit so vielen Glücksversprechen verbunden, dass man immer glaubt, es sei ein Zeichen, dass die Liebe nicht gut genug, nicht vollkommen ist, wenn uns der andere nicht alles gibt, was uns glücklich macht.
Das reicht von liebevoller, interessanter, entspannender Gemeinsamkeit im täglichen Umgang miteinander, über Hobbys, Sex, schöne Kinder bis hin zur Unterstützung in allen Lebenslagen, das Füllen der inneren Leere und der reibungslose Ausgleich der eigenen Schwachstellen. Und das ist nur ein Bruchteil, von dem was wir voneinander erwarten!

Stellt man sich irgendeinen anderen Menschen vor, wird einem klar, dass absolut niemand das erfüllen kann und auch nicht soll. Kein Mensch ist zur Bedürfnisbefriedigung eines anderen auf der Welt. Und auch, wenn man am Anfang einer Beziehung das Gefühl hat, der andere passe perfekt zu einem, so steigt, je länger man zusammen ist, die Wahrscheinlichkeit, dass die perfekte Passform sich ändert. Der eine entwickelt sich, der andere auch, die Ränder fügen sich nicht mehr ineinander, bei manchen Paaren wird die Passung über die Zeit so verändert, dass sie die Partnerschaft als Nebeneinanderher statt Miteinander empfinden.

Jetzt bedeutet die Einsicht, dass der andere nicht zu meiner vollumfänglichen Bedürfnisbefriedigung da ist, nicht, dass man gar nichts wollen kann, dass man sich mit wenig bis nichts begnügt.

Zunächst mal muss sich jeder für sich überlegen, was er sich wünscht. Das mit dem Partner auszuhandeln, sind oft die Sternstunden der Beziehung. Denn tatsächlich ist es die größere Romantik, wenn man sich in einer langen Beziehung wieder- oder neuentdeckt. Die meisten Paare verfallen aber in gemäßigte Resignation, innerlich dem Partner vorwerfend, dass er sich weigert, die perfekte Liebe zu leben, anstatt sich mit der Einsicht der naturgegebenen mangelhaften Perfektion einander spielerisch anzunähern - und dabei glücklich zu sein.

Natürlich sind die Wünsche, die man aushandelt, individuell, aber es gibt Studien, die zeigen, was Menschen im Schnitt glücklicher mit der Partnerschaft sein lässt.
Bei Männern ist das regelmäßiger Sex und genug Zeit für eigene Hobbys. Das hätte man sich auch denken können, kann einem bei Betrachtung der Studienlage durch den Kopf gehen. Aber die Umsetzung ist manchmal nicht so leicht zu realisieren. Die Zeit für eigene Hobbys geht von der gemeinsamen bzw. Familienzeit ab und beim Sex: die Frau kann ja keinen Sex vom Fließband liefern; oder möchte das nicht.

Da kann man sich mal anschauen, was Frauen in der Liebe glücklich macht, und das ist Wertschätzung. Punkt. Es wird nicht alles sein, aber im Schnitt bewirkt dieses eine Merkmal, wenn Frauen sich wertgeschätzt fühlen so eine größere Partnerschaftszufriedenheit, - der Effekt ist enorm - dass man allen Männern nur raten kann, sicherheitshalber immer feste wertzuschätzen J

Und tatsächlich hab ich noch bei keinem Paar gehört, dass es einen Konflikt bei einer Sache gegeben hätte, bei der die Frau genug Anerkennung bekommt. Man weiß zwar nicht, was Ursache und Wirkung ist, aber wenn man in sich hineinfühlt, merkt man, dass man schon sehr geneigt wird, etwas zu tun, wofür man vom anderen regelmäßig viel positives Feedback bekommt.  

Natürlich gibt unendlich viele Faktoren, die jeweils mit hineinspielen. Ein Faktor, den man leicht berücksichtigen kann, ist für die „Verhandlung“ einen angenehmen Raum zu schaffen, sich Zeit zu nehmen. Es ist nicht verboten sich bei Kerzenschein und Wein auszutauschen. Vielleicht kommt man unversehens ins Flirten, dem anderen zuhören, ihn wahrnehmen, von sich etwas mitteilen ist die Basis für Beziehung, für auf den anderen Bezogen-Sein, Intimität. Viele Paare kommen ins Lachen, im gemeinsamen Kennen der Vorlieben und Schwächen des anderen und der eigenen. Und wer weiß, was noch passiert, wenn man anfängt die Erstarrung des Nebeneinanderher aufzulösen.

 

 

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© Christine Quindeau